Das Allwetter-Portfolio einfach erklärt

wevest
5 min readMar 25, 2022

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Die Idee des Allwetterportfolios geht auf Ray Dalio, Gründer und Manager des Hedgefonds Bridgewater Associates, zurück. Der ursprüngliche Gedanke war, ein Portfolio für die eigene Familienstiftung aufzusetzen. Ziel des Allwetter-Portfolios ist es, das Risiko zu minimieren und gleichzeitig eine gute Rendite zu erzielen — unabhängig von der aktuellen Börsenphase.

Wer ist Ray Dalio?

Ray Dalios erster bedeutender Handelserfolg kam in den frühen 1970er Jahren. 1973 arbeitete er auf dem Parkett der New Yorker Börse und erkannte, dass die Vereinigten Staaten in einen Bärenmarkt eingetreten waren. Er tätigte Leerverkäufe von Aktien und Rohstoffen und verdiente Geld, als die Märkte fielen. Noch heute ist Dalio überzeugt, dass ihn diese Erfahrung nur wenige Jahre später vor dem Bankrott bewahrte.

Im Jahr 1975 gründete Dalio Bridgewater Associates in seiner Zweizimmerwohnung in New York City. Mit nur 5.000 Dollar von seiner Familie leitete Dalio von seinem Küchentisch aus das, was bald der größte Hedgefonds der Welt werden sollte. Bridgewater Associates verwaltet derzeit ein Vermögen von rund 150 Milliarden Dollar in seinem Pure Alpha-Fonds (Stand: 2020).

Der Pure Alpha-Fonds gilt als einer der erfolgreichsten Investmentfonds aller Zeiten. Seit seiner Auflegung im Jahr 1991 — also vor 30 Jahren — hat er eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13 % und seit 2000 von über 11 % erzielt. Im Vergleich dazu: Der S&P 500 Index erzielte im gleichen Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11 %. Diese bemerkenswerte Leistung macht Ray Dalio zu einem der angesehensten Investoren weltweit.

Warum ein Allwetter-Portfolio?

Die ursprüngliche Idee war es, ein Portfolio für die eigene Familienstiftung zu erstellen. Gemeinsam mit dem Mathematiker Brian Gold, der seit 1990 Analyst bei Bridgewater Associates ist, untersuchte Dalio, wie sich das Risiko-Rendite-Verhältnis eines fiktiven Portfolios verändert, wenn weitere Anlagen mit unterschiedlichen Korrelationen hinzugefügt werden. Sie entwickelten umfangreiche statistische Analysen mit dem Ergebnis, dass sie ihr Risiko mit nur 15 bis 20 unkorrelierten Vermögenswerten deutlich reduzieren konnten — ohne die erwarteten Renditen zu senken.

Die nach Dalio benannte Anlagestrategie greift also auf verschiedene Anlageklassen und Ideen aus der wissenschaftlichen Forschung zurück: Das Allwetter-ETF-Portfolio besteht aus mehreren unkorrelierten Anlageklassen, die entsprechend ihrer Bedeutung für das optimale Risiko-Rendite-Verhältnis gewichtet werden. Ziel ist es, eine maximale Diversifikation zu erreichen und damit die Gesamtvolatilität zu minimieren. Die Performance dieses Portfolios ist dadurch weitestgehend unabhängig von den aktuellen Marktbedingungen.

So funktioniert das Allwetter-Portfolio.

Dalio verwendet drei Grundbausteine: Aktien, Anleihen und Rohstoffe.

Die Idee dahinter ist, dass sich die verschiedenen Anlageklassen in jeder Wirtschaftssaison unterschiedlich entwickeln. Für Dalio gibt es für jeden Vermögenswert eine ideale Jahreszeit, in der er sich am besten entwickelt. Daher der Name des Allwetter-Portfolios. Die vier Jahreszeiten sind:

Inflation (Kaufpreisniveau steigt)

Deflation (Kaufpreisniveau sinkt)

Positives Wirtschaftswachstum

Negatives Wirtschaftswachstum

Da niemand vorhersagen kann, welche Jahreszeit als nächstes kommt, empfiehlt Dalio den Anlegern, ihr Geld gleichmäßig auf alle vier Jahreszeiten zu verteilen.

So funktioniert das Allwetter-Portfolio: In Phasen mit starkem konjunkturellem Rückenwind steigen z.B. die Aktien- und Rohstoffkurse und die Anleihenkurse fallen. In Phasen mit starkem konjunkturellem Gegenwind ist es genau umgekehrt — die Anleihenkurse steigen und die Aktienkurse fallen.

So setzt sich das Portfolio für “jede Börsenzeit” zusammen.

Bei der Zusammenstellung eines Portfolios ist es wichtig, Vermögenswerte zu halten, die sich in verschiedenen Marktumgebungen gut entwickeln.

Die Grundstruktur des Allwetter-Portfolios sieht wie folgt aus: 30% Aktien, 40% langfristige Staatsanleihen, 15% mittelfristige Staatsanleihen und 15% Rohstoffe.

Anleihen

Mit insgesamt 55 Prozent ist der Anleihen Anteil im ursprünglichen Konzept relativ hoch. Anleihen gelten als Risikodämpfer und dienen zur Reduzierung von Wertschwankungen. Sie üben einen wichtigen psychologischen Effekt aus, der von renditefokussierten Kritikern häufig übersehen wird.

Aktien

Der Aktienanteil ist mit 30 Prozent vergleichsweise niedrig. Aktien sind die Renditebausteine und liefern in guten Börsenphasen einen Großteil der Erträge. Da Aktien aber auch ein hohes Schwankungsrisiko beinhalten, wird dessen Anteil konsequent begrenzt.

Neben großen Aktiengesellschaften lohnt sich auch auf einen kleinen Anteil in Small Caps (kleinere Unternehmen), europäische Aktien, Asien und Schwellenländer (sog. Emerging Markets) zu setzen.

Rohstoffe

Viele Anleger unterschätzen die Vorteile der Diversifikation von Rohstoffen im Portfolio. Gerade Gold hat sich in Krisenphasen als besonders effektiv erwiesen. Folgerichtig integriert Dalio Rohstoffe mit 15 Prozent zur Risikominderung im Portfolio.

Wie gut ist das Allwetter-Portfolio wirklich?

Das Allwetterportfolio kann als eine risikokontrollierte Anlage betrachtet werden. Die Volatilität der Strategie, gemessen an der Standardabweichung, lag zwischen 1972 und 2013 zwischen 4,5 Prozent und 9,3 Prozent.

Die Performance des Allwetterportfolios wurde von vielen Journalisten und auch Buchautoren wie Tony Robbins oder Ben Carlson (“A Wealth of Common Sense”) simuliert.

Tony Robbins kam auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,7 Prozent zwischen 1984 und 2013 — mit einer positiven Entwicklung von über 86 Prozent in diesem Zeitraum.

Ben Carlson kam zu ähnlichen Ergebnissen. Nach seinen Berechnungen erzielte das Allwetterportfolio zwischen 1972 und 2013 eine durchschnittliche Rendite von 9,5 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 7,9 Prozent.

Der Anbieter extraETF hat auch das Dalio-Portfolio implementiert und zeigt, dass die Strategie seit ihrer Auflegung im Jahr 2013 durchschnittlich rund 6,50 Prozent Plus pro Jahr erzielt hat.

Damit zeigt das Allwetter-Portfolio hat ein schwer zu schlagendes Risiko-Ertrags-Verhältnis.

Der Hauptgrund dafür ist die relativ hohe Gewichtung von Anleihen und Gold, die sich im Vergleich zu Aktien antizyklisch verhalten und somit das Gesamtrisiko des Portfolios reduzieren. Laut Bridgewater hat sich diese Form der Diversifizierung in der Vergangenheit in Krisenzeiten für Aktien besonders bewährt.

Im Durchschnitt übertraf das Allwetterportfolio langfristig die meisten Anlageklassen.

Kritikpunkte an der Anlagestrategie.

Das Risiko-Ertrags-Verhältnis ist zweifellos beeindruckend. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass sich die Renditen von Staatsanleihen im letzten Jahrzehnt drastisch verändert haben.

Zinsen jenseits von 3 bis 4 Prozent sind heute alles andere als realistisch, weshalb Sie auf keinen Fall historische Renditewerte als Prognose für die Zukunft heranziehen sollten. Simulationen für das Allwetter-Portfolio zeigen, dass ein Renditebereich zwischen 4 und 6 Prozent realistischer ist.

Auch die Fokussierung auf die USA ist meiner Meinung nach nicht (ganz) nachvollziehbar. Zwar stellen die USA weltweit den stärksten Kapitalmarkt dar, aber als Investor ist diese regionale Konzentration nachteilig, weil sie das Klumpenrisiko erhöht (trotz der globalen Ausrichtung der Unternehmen).

Das Allwetter-Portfolio automatisch verwalten lassen.

Das Allwetter-Portfolio wirkt auf den ersten Blick recht simpel, der Teufel steckt allerdings auch hier oftmals im Detail. Anleger, die daher lieber einen professionellen Service suchen, der ihre Anlageziele mit dem Allwetter-Portfolio-Ansatz auf kostengünstige Weise erfüllt, sollten den Robo-Advisor-Service von wevest in Betracht ziehen. Dieses einfache und bequeme Tool benötigt nur 10 Minuten zum Ausfüllen. Sie können bereits ab 10.000 EUR automatisch in das Allwetter-Portfolio investieren, und professionell betreuen lassen.

Fazit.

Das Allwetter-Portfolio ist ein hochwertig, unter wissenschaftlichen Erkenntnissen konzipiertes Portfolio, welches sich auch in der Praxis bewährt hat. Die Strategie zeichnet sich durch ihre stabile Entwicklung ohne extreme Abweichungen aus.

Zu beachten ist, dass die Anleihenquote mit rund 50 Prozent relativ hoch ist. Anleger, die mehr Wachstum suchen, können diesen Wert reduzieren und stattdessen ETFs auf Aktien einsetzen. Eine weitere Diversifikation zum Beispiel in die europäischen Börsen und Schwellenländer können vorteilhaft sein.

Spannend ist die Strategie auch für Anleger, die sich dem Ruhestand nähern. In dieser Zeit ist Stabilität im Portfolio meist wichtiger als Wachstum, und dafür ist das Portfoliomodell nach wie vor geeignet. Aber auch junge Anleger kommen mit diesem Ansatz gut bei einem kontrollierten Vermögensaufbau zurecht — unter Umständen mit einer höheren Aktienquote.

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www.wevest.de

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