Darum haben wir die Aktienquote erhöht.

wevest
3 min readFeb 13, 2023
New York — Beginn eines neuen Börsentages

Die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds prognostizieren ein weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft. Zusätzlich steigen die Refinanzierungskosten für Unternehmen und politische Spannungen zwischen China, den USA sowie den vom Ukrainekrieg tangierten Ländern erhöhen die Unsicherheit. Das sind auf den ersten Blick alles keine Gründe, um stärker in Aktien zu investieren.

Wir erläutern im Folgenden, warum es sich auf den zweiten Blick gerade jetzt lohnt, um über diese Anlageklasse stärker nachzudenken.

Zentralbanken in der Zwickmühle

Anfang Februar hat die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Inflation erneut die Leitzinsen erhöht. Mit einer Erhebung um 0,5 Prozentpunkte auf 3 Prozent liegt der bedeutende Leitzins nun auf dem höchsten Niveau seit 2008. Das dies noch nicht das Ende der geldpolitischen Straffung ist, signalisierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz und stellte für die März-Sitzung eine weitere Anhebung um einen halben Prozentpunkt in Aussicht. Auch Ihr US-Kollege Jerome Powell sprach von „ein paar“ weiteren Zinsschritten.

Obwohl solche Maßnahmen eigentlich Gift für die Aktienmärkte sind, reagierten diese seit Jahresbeginn euphorisch und kletterten deutlich. Die Zentralbanken üben mit ihrer Zinspolitik einen großen Einfluss auf die Aktienmärkte aus. Sie können Zinsen erhöhen oder senken, um die Wirtschaft zu beeinflussen. Wenn die Zentralbank die Zinsen erhöht, wird es für Unternehmen und Verbraucher teurer, Kredite aufzunehmen, was zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit führen kann. Dies kann zu einer Verringerung der Gewinne von Unternehmen führen, was wiederum zu einem Rückgang der Aktienkurse führen kann. Die Zentralbanken müssen also mit Ihrer Zinspolitik den Spagat bewältigen, über Zinssteigerungen die Inflation zu bekämpfen, ohne dabei die Konjunktur abzuwürgen.

Aktienkurse feiern ein mögliches Ende der aktuellen Zentralbankpolitik

Um die jüngste Reaktion der Märkte zu verstehen, muss man den Blick in die Zukunft richten, denn an der Börse wird die Zukunft gehandelt und nicht die aktuelle Lage. Und hier gibt es durchaus Grund für Optimismus. Die Inflationsraten sind zuletzt von den Rekordniveaus gesunken und dürften sich wohl weiter normalisieren. Gleichzeitig befindet sich die Weltwirtschaft nicht in einer Rezession, die Hoffnung steigt sogar, dass wir ein „soft landing“, also eine sanfte Abkühlung der Wirtschaft sehen werden. Das könnte den Zentralbanken den Spielraum geben, ihrem Zinserhöhungskurs zu verlassen. Wenn die Zentralbank die Zinsen senkt, wird es günstiger, Kredite aufzunehmen, was die Wirtschaft ankurbeln kann. Unternehmen können leichter investieren und expandieren, was zu höheren Gewinnen und steigenden Aktienkursen führen kann. Dieses Szenario erwarten die Marktteilnehmer, was zu den steigenden Aktienkursen führt, obwohl die aktuelle Situation (noch) nicht so positiv ist.

Das die Märkte in der Vergangenheit sehr schnell eine veränderte Erwartung im Kursverlauf adaptierten, haben wir in unserem letzten Quartalsreport aufgezeigt. Darum haben wir die Aktienquote in zwei Schritten im Dezember und Januar in den Kundenportfolios angehoben, um stärker von der sich ändernden Erwartung an die zukünftige Notenbankpolitik zu partizipieren.

Risiken sind noch nicht vom Tisch

Doch bei allem begründeten Optimismus ist das Risiko weiterhin hoch. Wir haben bereits ein vergleichsweise hohes Zinsniveau erreicht. Die höheren Zinskosten wirken langfristig und dämpfen die Konjunktur. Da durch die hohen Schuldenstände der Hebel von Zinserhöhung größer geworden ist, lässt sich auch für die Zentralbanken nicht verlässlich abschätzen, wie stark ihre bisherigen Maßnahmen tatsächlich wirken werden. Ein „hard landing“ ist also noch nicht vom Tisch. Das ist auch ein Grund, warum die Notenbänker zukünftig stärker datenabhängig entscheiden wollen und sich von der bisherigen Vorgehensweise verabschieden, den Märkten verbal einen mittelfristigen Zinspfad aufzuzeigen. Diese sogenannte „Forward Guidance“ wurde im vergangenen Jahr zu Grabe getragen, als die Währungshüter von der Inflationsentwicklung überrollt wurden.

Zudem neigen die Märkte manchmal zu Übertreibungen. Genauso wie im vergangenen Jahr viele negative Entwicklungsmöglichkeiten sich in den Kursen widerspiegelten, so scheinen aktuell mehr und mehr positive Aspekte in den Fokus der Anleger zu rücken. In Summe bleiben wir trotz grundsätzlich konstruktiver Langfristperspektive vorsichtig, wenn die Stimmung an den Börsen allzu sorglos werden sollte. Nach wie vor halten wir an der breiten Streuung der Anlageklassen in den Portfolios fest.

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